Das „Haus der Statistik“ (1968-1970) steht in Berlin an prominenter städtebaulicher Lage nördlich des Alexanderplatzes. Zusammen mit dem „Haus des Reisens“ und dem „Haus des Lehrers“ bildet es den Auftakt der hier beginnenden Karl-Marx-Allee markieren. Die schiere Größe sowie die charakteristische Betonfassade haben das Gebäude in das kollektive Gedächtnis der Stadt eingebrannt – jenseits der Frage, ob man den Bestand „schön“ oder „hässlich“ finden mag. Das Haus teilt jedoch sein Schicksal mit vielen Bauten der 60er- und 70er-Jahre: Es wurde so lange vernachlässigt, bis sich der Erhalt der bestehenden Fassade kaum mehr bewerkstelligen geschweige denn wirtschaftlich und inhaltlich vertreten lässt.
Es wird daher eine neue Fassade vorgeschlagen, die dem Gebäude mit zeitgemäßen baulichen Mitteln ein adäquates Gesicht verleihen soll. Dieses soll weder eine Imitation der alten Erscheinung sein, noch soll es jede Spur des Bestandes aus dem Gedächtnis des Ortes verbannen. So versteht sich die neue Gebäudehülle als eine Interpretation der Leitideen der Bestandsfassade, übersetzt und fortgeschrieben in einem neuen Material und einem neuen Konstruktionssystem. Die plastische Wirkung wird dabei nicht wie im Bestand durch formal aufgesetzte Ornamente erreicht, sondern entwickelt sich aus den funktionalen Elementen der Fassade und der Überlagerungssystematik ihrer konstruktiven Fügung. Die neue Hülle aus weißem und goldenem Aluminium wird aufgrund der Materialwahl feingliedriger und eleganter wirken als die grobe Bestandsfassade, auch wird man ihr unmissverständlich ihre Entstehungszeit ansehen. Und dennoch wird sie in den Grundzügen ihrer Erscheinung an ihre verschwundene Vorgängerin erinnern – ähnlich wie man im Gesicht des Enkelkindes manchmal den Großvater oder die Großmutter zu erkennen meint.
Berlin 2018
Fthenakis Ropee Architektenkooperative